Pressemitteilung, 19.09.2025
Huber fordert mehr Sachlichkeit bei Debatte um den Wolf
Effektiver Herdenschutz durch Zäune ist herausfordernd, aber möglich – und wirkungsvoller als einzelne Abschüsse

Foto: Laszlo/Adobe Stock
Oppenau – Mehr Sachlichkeit in der Berichterstattung wünscht sich der Oppenauer Grünen-Stadtrat Hannes Huber bei der Diskussion um den Wolf. „Natürlich ist der Wolf in unseren steilen Tallagen eine zusätzliche Herausforderung für Nutztierhaltende. Da wir in Maisach selbst Ziegen halten, weiß ich, wie aufwendig es ist, Herden vor Wölfen, freilaufenden Hunden oder anderen Gefahren zu schützen. Ich verstehe daher gut, wenn Tierhaltern die Wölfe lästig sind“, sagt Huber.
An wolfsabweisenden Zäunen führt kein Weg vorbei
Gleichzeitig betont er: „Da der Wolf nicht erneut ausgerottet werden darf, führt kein Weg daran vorbei, Nutztiere mit wolfsabweisenden, stromführenden Zäunen zu schützen.“ Solche Zäune seien langlebig, keineswegs nach wenigen Jahren defekt und würden vom Land Baden-Württemberg umfassend gefördert. Das Land übernimmt die Materialkosten vollständig, bezuschusst den Arbeitsaufwand und fördert die Unterhaltung finanziell.
Es sei zudem nicht richtig, dass die Tierhalter die komplette Weide, sondern lediglich die Zäune ausmähen müssen, um den Stromfluss sicherzustellen. Eingegraben werden müssen lediglich Knotengitterzäune wie sie bei Wildgehegen zum Einsatz kommen. Bei den empfohlenen stromführenden Litzenzäunen oder Netzen genügt es, wenn die unterste Litze maximal 20 Zentimeter vom Boden entfernt ist, damit der Wolf den Zaun nicht untergräbt. Die vorgeschriebene Mindesthöhe übersteigt die schon zuvor üblichen 90 Zentimeter nicht, wenngleich höhere Zäune empfohlen werden. „Untersuchungen zeigen, dass Wölfe die Zäune meist nicht überspringen, sondern versuchen, sich unten durchzugraben“, sagt Huber. Weit wichtiger als die Höhe sei die Stromspannung. Der Wolf müsse gleich beim ersten Zaunkontakt lernen, dass Schafe keine leichte Beute sind.
Was Wölfe fressen
Studien zeigen zudem: Wölfe in Deutschland ernähren sich überwiegend von Wildtieren – vor allem von Rehen (51 Prozent), Wildschweinen (20 Prozent) und Rothirschen (13 Prozent). Schafe und Ziegen reißen sie nur selten – in der Regel dann, wenn sie nicht ausreichend geschützt und somit leicht zu erbeuten sind.
Huber räumt ein, dass auch wolfsabweisende Zäune keine absolute Sicherheit bieten. „Die Empfehlungen des Landes beruhen jedoch auf jahrelanger Forschung und Praxiserfahrungen und sind verlässlich.“ Die Forstliche Versuchsanstalt biete Tierhaltern kostenlose Infos und Beratung zum Herdenschutz, die er ausdrücklich empfehle. Wenn der Grundschutz gewährleistet ist, erhalten Halter zudem Entschädigungen für gerissene Tiere.
Wölfe sind seit Urzeiten Teil der heimischen Natur. Aktuell sind in Baden-Württemberg vier sesshafte Wölfe bekannt, zwei davon leben im Nordschwarzwald. „Einen Wolf abzuschießen, ist heute bereits möglich, etwa wenn er mehrfach gut gesicherte Herden angreift“, betont Huber. „Angesichts der verschwindend geringen Anzahl an Wölfen hier bei uns kann eine Bejagung aber nicht die Lösung sein. Die zwei Wölfe im Nordschwarzwald zu jagen, hieße, sie erneut ausrotten.“ Für den Herdenschutz spiele es keine Rolle, ob zwei oder 20 Wölfe hier leben. „So oder so müssen wir uns damit anfreunden, unsere Herden wieder konsequent zu schützen“, mahnt Huber. „Das ist herausfordernd, aber unumgänglich.“